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Unternehmerisch (Wirtschaftlich)

Freelancer oder Selbstständiger: Unterschiede und Vorteile

Denkst du darüber nach, dich selbstständig zu machen oder bist du dabei und hast einige brennende Fragen? Erstmal wollen wir dir gratulieren, diese Entscheidung ist nämlich nicht immer leicht, also Hut ab! Bald bist du your own Boss. Genial, oder? Doch bevor es richtig losgeht, sollten einige Begriffe klar definiert sein, damit du nicht durcheinanderkommst. Vor allem wenn es um die Unterschiede zwischen Selbstständigen und Freelancern geht, ist die Verwirrung schnell groß.

Was bedeutet Selbstständigkeit?

Sie beschreibt, dass du einer Erwerbstätigkeit auf eigene Rechnung nachgehst und die Verantwortung für alle finanziellen und sozialen Risiken übernimmst. Du bist als Selbstständiger aber nicht automatisch Gewerbetreibender. Im Einkommensteuerrecht wird nämlich zwischen „Einkünfte aus Gewerbebetrieb“ und „Einkünfte aus selbstständiger Arbeit“ unterschieden.

Und was soll das jetzt heißen?

Es ist gar nicht so dramatisch, wie es auf den ersten Blick scheint. Der Unterschied liegt darin, dass es Berufe bzw. Tätigkeiten gibt, welche die Anmeldung eines Gewerbes erfordern und solche, die ohne Gewerbeschein ausgeführt werden – dazu gehören die Freiberufe. Von Freiberuflern hast du sicher schon gehört; vor allem Schriftsteller, Künstler, Ärzte, Therapeuten, Journalisten, Steuerberater, Anwälte usw. arbeiten häufig als Freiberufler. Ihre Berufe sind die sogenannten Katalogberufe, benötigen eine besondere Qualifikation und tragen per Definition zum Wohle der Allgemeinheit bei.

⚠️Achtung: Als Gewerbetreibender unterliegst du der Gewerbesteuer, heißt es allgemein. Das stimmt so nicht ganz, denn gewerbesteuerpflichtig bist du erst ab einem jährlichen Gewinn von 24.500 €. Liegst du innerhalb dieses Freibetrags, zahlst du keine Gewerbesteuer.

Was bedeutet Freelancer?

Zunächst einmal ein spannender Fakt: Das Wort Freelancer wurde vom Autor Sir Walter Scott in seinem 1820 erschienen Buch „Ivanhoe“ geprägt und beschrieb mittelalterliche Söldner. Lance bedeutet Lanze, also kann Freelancer etwa mit „Freier Lanzenträger“ übersetzt werden.

Zurück in die Gegenwart. Freelancer ist der englische Begriff für freie Mitarbeiter oder Honorarkräfte und im Grunde eine Unterkategorie der Selbstständigkeit, also ebenfalls gewerbepflichtig. Es sei denn, du möchtest innerhalb einer der Katalogberufe als Freelancer arbeiten, das gilt es vorab natürlich zu klären.

Anders als bei der klassisch selbstständigen Arbeit, übernehmen Freelancer ganze Projekte innerhalb eines Unternehmens und schließen dafür einen Werk- bzw. Dienstvertrag ab, ohne (!) in das Unternehmen eingegliedert zu werden.

Was bedeutet „nicht eingegliedert“ werden?

Du arbeitest für mindestens ein Unternehmen bzw. übernimmst Projekte und erfüllst dabei folgende Kriterien:

  • Du bist nicht weisungsgebunden, also musst du keine Ansagen von oben ausführen bzw. hast du keinen Vorgesetzten, dessen Anweisungen verpflichtend sind.
  • Du kannst dir Ort und Zeit der Arbeit frei einteilen und bist nicht an einen festen (Arbeits-)Platz oder an bestimmte Software gebunden, die der Kontrolle deiner Arbeit dient (betriebliche Infrastruktur).
  • Du bist nicht verpflichtet, regelmäßige Reportings an einen Vorgesetzten abzugeben.

Freelancer üben also keine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit aus und sind keine Angestellten, auch wenn ihre Tätigkeit dem oftmals sehr nahekommt. Freelancer arbeiten außerdem i.d.R. für mehr als ein Unternehmen. In der IT-Branche findet man enorm viele Freelancer, vor allem im Bereich der Webentwicklung, IT-Projekte und Scrum. Aber auch Lektoren, Journalisten und Dozenten können freie Mitarbeiter bzw. Honorarkräfte sein.

⚠️ Achtung: Freelancer sind nicht automatisch Freiberufler! Diese beiden Bezeichnungen werden häufig miteinander verwechselt. Freiberufler sind wie erwähnt bestimmte Berufsgruppen in der Selbstständigkeit. Freelancer sind freie Mitarbeiter und Honorarkräfte. Beides ist aber kombinierbar – du kannst also als freier Mitarbeiter innerhalb eines Katalogberufes tätig sein, z.B. als freier Journalist.

Welche Vorteile ergeben sich für Freelancer und Selbstständige?

Es gibt keine gravierenden Unterschiede bzw. Vorteile zwischen Selbstständigen und Freelancern, denn beide gehören der gleichen Gruppe an. Der einzige Unterschied liegt vor, wenn die Tätigkeit als Freiberufler ausgeführt wird, also keine Gewerbeanmeldung nötig ist und somit auch keine Gewerbesteuer anfällt.

Die Vorteile eines Freelancers/Selbstständigen zu einem Angestellten sind jedoch nennenswert:

  • Du entscheidest, welche Aufträge und Projekte du annehmen bzw. akquirieren willst.
  • Auf vielen verschiedenen Plattformen findet man zudem zahlreiche Freelancer Jobs, auf die du dich bewerben kannst.
  • Du kannst deine Zeit flexibel einteilen und bist nicht an einen Ort gebunden.
  • Du hast unterschiedliche Aufträge und damit auch viel Abwechslung.
  • Du hast wesentlich mehr Spielraum in der „Gehaltsverhandlung“, da dein Auftraggeber für dich keinerlei Personalkosten oder Versicherungsbeiträge abführen muss, und du deinen Stundenlohn selbst festlegst.

Auch für den Auftraggeber ergeben sich einige Vorteile:

  • Er muss keine Arbeitsgeräte und keinen Arbeitsplatz stellen.
  • Er muss keine Sozialabgaben zahlen.
  • Er ist nicht an rechtliche Fristen wie Kündigungsschutz gebunden.
  • Die Planung für große Projekte wird stark erleichtert, wenn nicht extra jemand für ein befristetet Projekt angestellt werden muss.

Wir wünschen dir viel Erfolg auf deinem Weg – egal, wohin die Reise geht!